Welche Lösung es für Deutungsprobleme im Lenormand gibt, zeige ich Ihnen heute. Wenn wir beim Deuten der Karten nicht mehr weiter wissen, heißt das noch lange nicht, dass wir den Kopf in den Sand stecken müssen. Es gibt Lösungswege, die uns wieder das Brett vor dem Kopf nehmen und klar sehen lassen. Was Sie dafür unbedingt kennen sollten, sind ein geeignete Methoden, mit denen Sie Ihre versperrte Sicht wieder öffnen können. Dafür gilt eine Maxime: Gewöhnen Sie sich an, ungewöhnlich zu denken!
Manche Kombinationen lassen sich nur lösen, indem wir „outside the box“ denken, also um die Ecke. Anders lassen sich manche Kombinationen nicht knacken. Nicht immer greifen herkömmliche Deutungsmethoden. Gleich folgen Beispiele, woran das deutlich wird. Mit gezielten Strategien, die vielen nicht bekannt sind, kommen Sie trotzdem ans Ziel. Damit werden Sie zukünftig diverse Deutungsprobleme in den Griff kriegen.
Was Sie nun für Lösungsstrategien lernen
Um es nicht zu theoretisch zu machen, zeige ich Ihnen die Lösungswege anhand von klassischen Beratungsbeispielen. Anhanddessen lernen Sie, bestimmte Deutungsfallen zu umgehen bzw. in kniffligen Situation leichter die Perspektive zu wechseln, um die Deutung von einer anderen Richtung anzugehen. Denn wenn wir bestimmte, eingefahrene Interpretationsmuster nicht durchbrechen, landen wir immer wieder auf dem Holzweg und erhalten nicht die treffenden Antworten.
Ich werde Ihnen neue Sichtweisen und Lösungsansätze zeigen, die auf den ersten Blick ungewohnt erscheinen mögen, aber leicht nachvollziehbar, schlüssig und vor allem höchsteffektiv sind. Wie gewohnt werde ich Sie Schritt für Schritt durch den Lösungsweg leiten.
1. Deutungsbeispiel – angewandte Methode:
Bildliche Vorstellungskraft
«Situation: Anna hat einen neuen Job als Teamassistentin begonnen. Sie arbeitet eng mit einer Kollegin zusammen. Von ihr wird sie seit ein paar Wochen eingearbeitet. Diese ist zwar recht hilfsbereit und nett, aber Anna hat trotzdem das Gefühl, sie ist nicht ganz aufrichtig zu ihr und mag es ihr nicht so recht gönnen, wenn sie Dinge gut gemacht hat. Deswegen verunsichert, möchte Anna wissen, was wirklich dahintersteckt und wie sie sich ihr gegenüber verhalten soll.»
- Wie steht meine Kollegin zu mir?
Blumen, Fuchs, Klee (WICHTIG: Fuchs blickt in die Blumen!)
Deutungsproblem: Blumen und Klee sind beides überwiegend positive Karten und sich vom Wesen her nicht unähnlich. Problem ist hier der Fuchs, der dazwischenliegt. Er zeigt mit seinem Blick auf die Blumen gerichtet an, dass daran etwas „nicht echt“ ist. Mit der vom Klee abgewandten Seite bedeutet er, dass die positiven Aspekte des Klees durchaus „echt und ehrlich“ gemeint sind. Ist das nicht ein Widerspruch? Wie lassen sich hier Klee und Blumen unterscheiden?
Die angewandte Methode: Bildliche Vorstellungskraft. Wir vergleichen zwei ähnliche Karten Klee und Blumen (beides blühende Pflanzen!) miteinander, indem wir sie vor unserem inneren Auge zum Leben erwecken. Nur so bekommen wir eine Vorstellung davon, was die beiden Karten hier ausdrücken möchten. Ein Topf Blumen, ein Topf Klee. Was ist der Unterschied? Nun stellen wir Blumen und Klee in einem bildlichen Vergleich gegenüber. Die Blumen sind eindeutig prächtiger, größer und präsenter als der Klee. Sie fallen mehr auf, werden mehr bewundert und stellen damit den bescheidenen, in seinem Erscheinen recht unauffälligen Klee in den Schatten.
Lösungsweg: Annas Kollegin will sie offenbar wirklich nicht „erblühen lassen“ (Blumen und Fuchs). Über die Vorstellung, dass die Blumen über den Klee hinauswachsen und ihn damit kläglich erscheinen lassen, kommen wir auf den Lösungsweg. Die Kollegin befürchtet, Anna könnte besser werden als sie, vielleicht dafür mehr Lob ernten und will sie deswegen lieber klein halten: Fuchs und Klee. Der Fuchs ist vom Klee abgewandt, also ist das hier die wahre Absicht! Zusätzlich könnte man den Fuchs mit den Blumen als vorgetäuschte Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft interpretieren. Somit haben wir erklärt, was den Blumen falsch und am Klee richtig ist.
Wichtig: Aus dieser Kombi ist nicht zu ersehen, dass die Kollegin Anna gar nicht mag oder ihr von Grund auf übel mitspielt. Dafür hätte ganz klar eine andere Kombi auftreten müssen. Jedoch geht daraus hervor, dass sie zumindest ein Problem mit ihr (oder besser gesagt mit sich) hat und ihr nicht völlig neutral oder absolut wohlgesonnen gegenübersteht. Was an ihren Absichten bzw. in ihrem Verhalten nicht echt und ehrlich ist, fanden wir über den bildlichen Vergleich von Blumen und Klee spielend heraus.
2. Deutungsbeispiel – angewandte Methode:
Bewegungsrichtung des Reiters
- Was würde es nützen, zur Konfliktlösung ein Gespräch mit einer neutralen oder führenden Person im Büro zu suchen?
Ruten, Kreuz, Reiter
Deutungsproblem: Hier geraten wir schnell in Versuchung, den Reiter als Zeichen von Aktivität zu betrachten. Normalerweise ist das auch einer seiner Hauptbedeutungen. Von daher liegen wir nicht falsch, wenn wir an diese Bedeutung zuerst denken. Aber Aktivität kann zweierlei bedeuten. Handeln im Sinne von: Tue es. Und Handeln im Sinne von: Tue es nicht. Denn etwas zu unterlassen, ist auch eine Handlung. Aber woran erkennen wir, welche Handlungsweise der Reiter wählt? Gibt es einen eindeutigen Hinweis?
Die angewandte Methode: Bewegungsrichtung des Reiters beachten. Nur indem wir darauf achten, worauf sich der Reiter als Botenkarte zubewegt, finden wir heraus, was er möchte. Will er eine Handlung durch Aktion veranlassen oder will er eine Aktion unterbinden? Diese zentrale Frage sollten Sie sich immer stellen, wenn der Reiter auftaucht. Allzu leicht werden hier Fehlschlüsse gezogen, weil der Reiter direkt mit „TUE ES“ gleichgesetzt wird. Dem ist aber nicht so. Ähnliches kennen wir vom Schiff. Bewegt es sich auf etwas zu, will es willkommenheißen. Bewegt es sich weg, will es verabschieden. Die Unterscheidung der Bewegungsrichtung ist also immens wichtig für die Deutung.
Lösungsweg: Wenn der Reiter sich ins Bild hineinbewegen würde, also auf Ruten und Kreuz zuliefe, würde das bedeuten, man solle ein Gespräch mit einer externenen Person bzw. deren Rat suchen. Der Reiter wäre dann ein Signal für „Tue es!“. In unserem Bild bewegt er sich aber aus der Szene heraus. Er verlässt sie. Dadurch wird seine Intention klar. Der Klientin ist anzuraten, diesen Weg der Konfliktlösung zu vermeiden! Es soll nicht sein bzw. sind offenbar andere Konfliktlösungen besser.
Der Reiter kann noch eine weitere Rolle einnehmen. Er ist nicht nur Bote, sondern auch Prophet. Was das bedeutet und welche Lage er dafür einnehmen muss, erfahren Sie in diesem Beitrag.
3. Deutungsbeispiel – angewandte Methode:
Personenkarten anders betrachten
- Wie soll ich mich gegenüber meiner Kollegin am besten verhalten?
Schlüssel, Herr, Dame
Deutungsproblem: Nicht erwartungsgemäß tauchen hier beide Hauptpersonenkarten auf! Die Dame lässt sich noch eher schlüssig zuordnen. Doch die Gretchenfrage lautet: Wie ist der Herr einzuordnen? Geht es wirklich um einen Mann? Die Fragestellung zielt doch auf etwas ganz anderes ab, nämlich auf das Verhalten von Anna gegenüber ihrer Kollegin. Dabei geht es nur um die beiden, und niemanden sonst! Aber wie können wir dann den Herrn in dieser Kombi deuten, noch dazu in Verbindung mit der neben ihm auftrendenden Dame?
Die angewandte Methode: Personenkarten anders betrachten. Eine weitere Methode, Deutungsprobleme im Lenormand zu lösen, ist eine andere Betrachtung der Personenkarten. Diese stellen in den meisten Fällen Menschen dar, die mit der befragten Situation zu tun haben. Manchmal tauchen aber Personenkarten in einer Antwort auf, die weder zur Frage noch zur Situation passen. Wenn sie dort eindeutig nichts verloren haben, müssen wir umdenken. Andernfalls wird uns die Deutung der Kombination Kopfzerbrechen bereiten.
Es gibt immer einen Grund, warum Personenkarten auftauchen. Sind sie jedoch keiner Person zuordenbar, kommen ihre nicht-personenbezogenen Aspekte zum Vorschein. Zum Beispiel beim Bär die Eigenschaften: Stärke, Mut, Führungskraft. Doch auch Dame und Herr verfügen über gewisse Qualitäten, die wir viel zu oft in der Deutung vernachlässigen. Bei der Dame sind das die typisch weiblichen Anteile und Wesenzüge, für den Herr gilt das umgekehrt.
Lösungsweg: Schauen wir auf unsere Kombi, in der sich Dame und Herr befinden. Die Karte der Dame verkörpert auf alle Fälle die Ratsuchende, bzw. einen Teil ihrer Persönlichkeit oder ein für sie besonders wichtiges Thema. Zwar ist anhand der befragten Situation glasklar, dass es um sie geht. Allerdings wird der Bezug zu ihrem Selbst noch einmal mit dem Auftreten der Personenkarte besonders hervorgehoben.
Welche weiteren Möglichkeiten es gibt, die Dame in kleinen Legungen zu deuten, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Wir haben vorhin schon herausgefunden, dass die Kollegin Anna gerne klein halten möchte. Nun, da Anna hier als Personenkarte auftaucht, geht es offenbar darum, dass sie sich in ihrer Persönlichkeit nicht unterdrücken lassen soll. Die Karte sagt: Zeige dich!
Der Herr soll dagegen hier kein Vertreter für eine männliche Person sein! Es gibt anhand der Fragestellung und Situation auch kein Indiz dafür. Was zum Ausdruck kommen soll, sind männliche Attribute wie Stolz, Selbstbewusstsein, Willenskraft und Autonomie. Diese Eigenschaften sind für Anna im Umgang mit ihrer Kollegin ratsam. Eher hätte man eine andere Antwort erwartet wie „sei diplomatisch“, „stelle die Erfolge deiner Kollegin heraus“, „spreche sie offen auf eure Diskrepanz an“ etc. Nein, darum geht es offenbar für Anna nicht. Sie soll sich nicht verstecken, sondern zeigen wer sie ist!
Am empfehlenswertesten ist es für unsere Klientin, die Stärke ihrer Persönlichkeit (Dame und Herr) durch sicheres, kompetentes und unbeirrbares Auftreten (Schlüssel und Herr) zu demonstrieren. Anders wird sie vermutlich gegen ihre Kollegin, die sie versucht klein zu halten, nicht bestehen können. Ein „Kuschelkurs“ würde hier nichts bringen. Anna muss vor Selbstsicherheit nur so strotzen und sich Respekt verschaffen. Dies könnte eines ihrer Themen sein, dem sie immer wieder begegnet. Dieses Mal soll sie es annehmen und verinnerlichen – darum ist auch die Dame als ihre Stellvertreterin im Spiel.
Weitere Lösungen für Deutungsprobleme im Lenormand
- Beachten Sie unbedingt die Reihenfolge der Karten. In den meisten Fällen ist sie ausschlaggebend für die Deutung. Nur wenige Kombinationen würden einen Wechsel der Anordnung zulassen, ohne dabei die Botschaft zu verändern.
Wie entscheidend die Reihenfolge für die Deutung ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.
- Ich kann es nicht oft genug sagen: Die allermeisten Deutungsprobleme entstehen durch eine unvorteilhafte Fragestellung. Wenn die Frage nicht konkret genug ist, kann es die Antwort der Karten auch nicht sein. Fragen Sie gerade bei kleinen Legungen immer so situationsbezogen wie möglich. Gehen Sie wie in den obigen Beispielen ins Detail. Setzen Sie, wann immer es geht, einen passenden Zeitrahmen. Stellen Sie keine Ja oder Nein – Fragen (warum habe ich schon oft erläutert). Und beziehen Sie Ihre Deutung immer auf die Fragestellung. Die meisten Fehler und Probleme beim Deuten entstehen durch das Abschweifen von der Frage.
- Bevorzugen Sie kleine Legungen den großen. Wie Sie am Beispiel oben gesehen haben, lassen sich die meisten Situation mit kleinen Fragen und handlichen Dreier-Kombinationen umfassend abdecken. Antworten auf die oben gestellten Fragen hätten Sie in einer großen Tafel wahrscheinlich vergeblich gesucht. Große Legungen dienen mehr dem Überblick über die Gesamtsituation, aber nicht einer konkreten Betrachtung einzelner Aspekte und spezieller Fragen.
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